Es gibt viele, sehr viele Bilder, die ich sehe, einige davon nehme ich auf. In dieser Menge an Fotos gibt es mehrere, die ich ganz gut, die ich gut oder auch sehr gut finde (einige sind in meiner Galerie zu sehen). Davon wiederum gibt es wenige, die mich faszinieren, die ich mir immer (mal) wieder ansehen muss.

Herbst und Winter hatten sich kurz getroffen, die Blätter waren herbstlich gefärbt, der Winter hat eine leichte weisse Haube hinterlassen. Die Sonne schien direkt auf die bunten Blätter und den Schnee, sorgte für kräftige Farben und ein leuchtendes Weiss. Das Wasser des kleinen Sees war in Ufernähe spiegelglatt, in Richtung zum gegenüberliegendem Ufer an dem ich stand durch eine wirklich leichte Brise sanft gekräuselt.

Durch die intensive Färbung und die Spiegelung des Gewirr an Blättern und Ästen wirkt das Bild auf mich surreal und verwirrend. Betr-Achtet man nur das untere Drittel des Bildes so wirkt es fast wie ein Ölgemälde. Das Foto zieht (mich) an es immer wieder anzusehen, gleichzeitig kann ich es aber nicht länger betr-achten. Ich bekomme irgendwie einen Knoten in die Augen. ...und trotzdem geniesse ich es.

  

Spiegelbild: 130 mm (KB), 1/400, f/5.6, ISO200

Wir laufen, benutzen regelmäßig den Boden, vielfältige unterschiedliche Böden und meisten registrieren wir diese nicht. Aufmerksamkeit erhält er, wenn wir z.B. stolpern oder uns im schwierigen Gelände befinden. Ab und an blicken wir beim Gehen nach unten um uns zu vergewissern, dass keine „Stolpersteine“ im Weg liegen, aber be-achten wir den Boden dann wirklich oder ist es nur ein selektiver Blick um nirgends anzuecken?

Wird der Blick jedoch gezielt zu Boden gerichtet, dann könnten wir Bilder sehen, viele Bilder, die uns zum Teil sicherlich befremdlich vorkommen. Noch deutlicher wird dieses, wenn der Blick nicht von oben sondern auf Bodenhöhe erfolgt.

Die beiden hier gezeigten Bilder wurden bei einem Spaziergang im Wald aufgenommen wobei ich doch mehr zufällig über die kleine Schar Pilze „stolperte“ (wenn ich mich nicht irre eine Horde Samthäubchen). Allein der selektive Ausschnitt im direkten Draufblick zeigt eine kleine fragile Welt über die wir normalerweise achtlos hinweggehen würden.

 

Noch deutlicher wird dies beim Blick auf Bodenhöhe. Die Pilze wirken fast wie eine kleine Zwergen-Familie, die sich unserem flüchtigen Blick entziehen, wenn wir „normal“ durch die Gegend marschieren.

 

 

Boden-1: 300 mm (KB), 1/320, f/5.6, ISO250

Boden-2: 370 mm (KB), 1/500, f/5.6, ISO200

Strand - diese Grenze zwischen Land und Meer - übt immer wieder seinen Reiz auf mich aus und wahrscheinlich bin ich nicht der einzige dem es so geht. Dieser Reiz findet regelmässig seinen Ausdruck in verschiedenen Bildern, die am Strand entstanden sind. Ich spreche hierbei nicht von den üblichen Familien-Ausflugs-Badespass-Szenarien. Natürlich sind es die klassischen Blicke auf den Horizont, die Weite, das Licht - Sonnenauf- wie -untergang, aber eben auch die kleinen oder gewöhnlichen Dinge, die am Strand zu sehen sind. Wie bei diesen beiden Bilder.

Die abgelegten Bojen wird man eventuell im Vorbeigehen kurz be-achten, eventuell darüber nachdenken wozu sie genutzt wurden. Vielleicht ein Fischernetz zu kennzeichnen oder die Regattastrecke eines örtlichen Segelvereins. Jetzt liegen sie ihrer eigentlichen Funktion beraubt am Strand, wirken möglicherweise etwas traurig mit ihren hängenden Fahnen. Wann kommen sie wieder zum Einsatz? Werden sie vorher noch gereinigt, gewartet? Gedanken, die einem Strandläufer kommen können.

Noch weniger Be-Achtung wird sicherlich der Lippenstift bekommen. Strandgut ohne weitere Interesse. Wurde er angespült oder hat jemand ihn während eines Strandspaziergangs verloren? Wurde er einfach nur weggeworfen? Könnte es sein, dass jemand ihn vermisst und gesucht hat? Auch hier wieder Gedanken, die kommen könnten oder eben ungedacht bleiben.

Viele derartige Motive kommen und gehen, finden keine Be-Achtung, rauschen durch unseren Blick. Sicherlich würden wir mit der Fülle der Information sollten wir diese jedesmal bewusst verarbeiten nicht zurecht kommen, überfrachtet werden. Aber genau aus diesem Grund versuche ich diese kleinen Augenblicke - wenn auch nur wenige - in den Fokus zu bringen. Ihnen Be-Achtung zu geben.

Boje: 86 mm (KB), 1/1000, f/4.5, ISO200

Lippenstift: 86 mm (KB), 1/800, f/3.5, ISO200

Inzwischen haben wir wieder September und der Sommer zeigt sich von der schönen Seite, aber hat - formal - auch im September sein Ende. Lichttechnisch bewegen wir uns weiter Richtung tiefer stehender Sonne, den Fotografen erwarten andere Lichtverhältnisse.

Der Sommer bringt - hoffentlich - nicht nur helleres intensiveres Licht, sondern auch eine grosse Farbvielfalt sowohl in Fauna als auch in Flora - Bilderflut sonder gleichen. Natürlich müssen wir heutzutage auch damit rechnen, dass durch extreme Hitze oder wasserfallartige Niederschläge alles etwas anders aussieht. Hinzu kommt, dass doch einige Arten nicht mehr so vielfälltig zu beobachten sind wie noch vor einigen Jahren. So habe ich den Eindruck, dass es früher mehr Schmetterlinge gegeben hat.

Natürlich könnte ich jetzt hier einen längeren Text über Klimaveränderungen, Umweltverschmutzung, Einsatz von Pestiziden oder auch von Monokulturen verfassen. Doch begnüge ich mich diese Schlagworte hier so stehen zu lassen, vielleicht ein zu einem anderen Zeitpunkt mehr. Dafür lieber zwei schöne Sommerbilder.

                         

 

Beide wurden als 3:4 JEPG aufgenommen, aber auf das eher untypische quadratische Format zugeschnitten. Da die Hauptobjekte nicht ins Zentrum gerückt sind sondern jeweils etwas nach rechts oben wird der Blick von der Mitte weg bewegt, eine leichte Unruhe erzeugt. Beim Schmetterling "Kleiner Fuchs" bewirkt der in die gleichte Richtung weisende Pflanzenstiel für Bewegung, als ob der Schmetterling gleich abheben würde. In Realität war es auch so. Ich hatte ihn schon eine Weile verfolgt, aber er war immer nur sehr kurz auf den unterschiedlichsten Blüten sitzen geblieben. Er sass nur kurzfristig so ruhig dort. Die Bildwirkung passt zu meinem Gefühl einer gewissen Unrast während der Aufnahme.

Bei der Lampionblume ergibt sich durch die Pflanzenstiele eher eine leichte Spiral-Bewegung in Uhrzeigerrichtung auf den kleinen Lampion hin. Dies wird noch durch die Unschärfe im Hintergrund unterstützt, die sich zum Lampion hin verliert und in einen detaillierten klaren Blick mündet. Der Lampion wird deutlich hervorgehoben.

Sowohl der "Kleine Fuchs" als auch die Lampionblume charakterisieren in ihrer Farbpracht den Sommer. Neben Anpassung des Kontrastes und der Helligkeit wurden beide Fotos noch unscharf markiert (alles mit Darktable).

"Kleiner Fuchs": 86 mm (KB), 1/500, f/5.6, ISO200

Lampionblume: 300 mm (KB), 1/100, f/1.7, ISO500

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